Warum fehlen Ländernamen auf Briefmarken ?

Es gibt viele Briefmarken ohne Landesbezeichnung. Warum eigentlich ?
Um das zu verstehen, teilen wir die fraglichen Marken in 3 Gruppen :

1) klassische Briefmarken (Herrscher und Hoheitszeichen)
2) Marken für den Inlandverkehr (Dienstmarken, Portomarken, Zwangszuschläge)
3) Name fehlt aus politischen Gründen (Bosnien, Iran, Libyen u.a. )


Zu Punkt 1) :
Mit der Ausübung der Post ist das Recht verbunden, Gebühren zu kassieren.
Dieses Recht stand schon immer dem Herrscherhaus zu und wurde nur selten an andere verliehen (z.B. an die Fürsten von Thurn und Taxis).
Als man 1840 die erste Briefmarke entwarf, war es nur logisch, darauf das Portrait der Königin abzubilden.

Viele andere Länder folgten diesem Beispiel, wir sehen die Portraits der gekrönten Häupter auf Briefmarken von Belgien, Niederlande, Österreich, Preußen usw.
Die Gesichter und Silhuetten der Herrscher waren allgemein bekannt und geachtet; es war offenbar unnötig, den Namen des Landes, das sie symbolisierten, mitzudrucken.

Durch Zusätze wie " Postage, Postes, Postzegel, Correos, Diligencia " u.a. war gekennzeichnet, wofür die Gebühr erhoben wurde, nämlich für die Post.
Zusätze wie "Revenue, Droit, Fiscal " wiesen demgegenüber auf eine Marke für Stempelgebühren oder Steuern hin.

Als Zeichen für das Herrscherhaus verwendet man auch heute noch gerne das Landeswappen oder einen Teil davon als Hoheitszeichen.
So ist durch ein Symbol gekennzeichnet, daß hier eine Regierung ihre Hoheitsrechte ausübt und diese "Gebührenquittungen" (Briefmarken) deswegen nicht nachgeahmt werden dürfen, genauso wie bei Münzen und Geldscheinen.

Hoheitszeichen finden wir nicht nur auf sehr alten, sondern auch auf modernen Briefmarken, z.B. :
Japan 1874-1947, China 1931-1937, Ukraine 1918-1919, Belgien 1941-1982, Saudi-Arabien 1950 - heute

Zu Punkt 2) :
Die Ländernamen fehlen nicht nur auf alten Briefmarken, sondern auch auf Briefmarken für den Postverkehr innerhalb der Landesgrenzen.
Zum Beispiel wird die Dienstpost unter den Behörden meistens nicht die Landesgrenzen verlassen, ebenso ist das Kleben von Zwangszuschlagsmarken oftmals nur für die Inlandspost vorgeschrieben.
Die Portomarken für das Nachporto bleiben auch im Inland, auch hier ist ein Landesname nicht erforderlich.
Trotzdem ist auf den meisten Portomarken der Name des Landes zu lesen.

Zu Punkt 3) :
In Bosnien - Herzegowina gab es folgenden politischen Grund :
die Postverwaltung lag in den Händen des österreichischen k u.k. Kriegsministeriums, man mochte aber trotzdem keinen deutschen Text auf den Marken verwenden. Es war nämlich noch sehr umstritten, welche Sprache in Bosnien-Herzegowina die amtliche Landessprache werden würde.
So vermied man von 1879 - 1906 jede Inschrift auf den Briefmarken.
(siehe MICHEL-Katalog: Vorwort zu Bosnien - Herzegowina)

Die Marken vom Iran hatten ursprünglich neben dem arabischen Text auch den Landesnamen in französisch aufgedruckt :     " Postes Persannes "    und    "Postes Iraniennes ".
Nach und nach verloren die europäischen Großmächte ihre Rechte im Iran und darum trugen die Briefmarken von 1938 - 1950 nur noch arabischen Text. Nach 1950 kam wieder die Bezeichnung " Iran " auf die Marken.

Die Marken von Libyen waren bis 1969 mit "Libya" oder " Kingdom of Libya  " beschriftet, seitdem tragen fast alle Briefmarken nur noch die Abkürzung "L.A.R." oder ausschließlich arabische Aufschrift.


Auf der Washingtoner Konferenz des Weltpostvereins 1989 wurde beschlossen, daß Briefmarken zur leichteren Herkunftsbestimmung den "Landesnamen im lateinischen Alphabet" tragen sollen.
Seit 1992 ist darum auf russischen Briefmarken "ROSSIJA" und auf Marken der Volksrepublik China "CHINA" zu lesen.
Nur auf den neuen Briefmarken der Ukraine fehlt noch die lateinische Übersetzung.

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